Mittwoch, 29. August 2012

Vietnam - 96 Stunden Nervenkitzel!

Hello-lah!

Nach einem langen Arbeitstag finde ich doch noch die Zeit, meinen kleinen Blog zu pflegen. Übrigens: "Hello-lah" ist "Singlish" (also Singapur Englisch). Hier in Singapur hängt man gerne ein "lah" an das Satzende und wenn man sagen möchte, dass etwas funktioniert oder man zustimmt, dann wird auf jegliche Satzteile verzichtet und einfach nur "can!" gesagt. Um es euch zu verdeutlichen, ein typischer Smalltalk im Büro:

"Hello-lah!"
"Hi-lah!"
"How do you do-lah?"
"Can!"
"Perfect-lah!"
"I know-lah!"
"You-lah?"
"Same-lah!"
"Kopi?"
"Can!"

Ho Chi Minh City
Manchmal würde ich mich am liebsten übergeben, wenn sich so ein Gespräch in die Länge zieht, aber ansonsten ist es recht unterhaltsam. Na gut, warum einen Blogeintrag? Richtig: Wir waren in Vietnam, ganz genau in Ho Chi Minh City (ehemals Saigon genannt). HCMC ist die ehemalige Südhauptstadt von Vietnam und war nicht mit den Amis verbündet. Darauf ist man hier auch besonders stolz und zeigt gerne, was man geschafft hat. Dazu aber später mehr!

T-96 Stunden...

Wie ich bereits in meinem letzten Post erwähnt hatte, war schon die Anreise voller Spannung geprägt! Webier bestand darauf, sein Maniküre Set mit nach Vietnam zu nehmen (man weiß ja nie, wie lang die Schrippen an den Füßen werden können und dann noch mit Flip Flops unterwegs...) und ließ sich dieses nur ungern bei der Sicherheitskontrolle abnehmen. Als wir es dann schließlich in den Flieger von Jetstar geschafft hatten, waren wir angenehm überrascht: Die Mühle sah total gut von innen aus, hatte schicke Ledersitze und wirkte insgesamt sicher. Im Gegensatz zu Ryan Air, wo eher das nostalgische Lego Interieur vorherrscht, war die Reservemaschine von Lufthansa bestens designed. Pluspunkt an Jetstar.

Was ein wenig auffällig war: der Flieger war nicht einmal zur Hälfte besetzt, aber nagut, einfach die Musik lauter machen, Augen zu und schon bekommt man nichts mehr davon mit! Nach 2 Stunden in der Luft kam die Durchsage, dass wir gleich landen und unseren Kram zusammen räumen sollen. Wir füllten noch eben ein paar Papiere für das Visum aus und spekulierten darüber, ob die Kiste auch wirklich landen kann. 
Während die Maschine aufsetzte und der Pilot durch die Sprechanlage: "Scotty - Umkehrschub!!" schrie fing der komplette Flieger an zu rappeln wie ein 1er Golf mit 160 km/h auf der Autobahn. Man hörte richtig, wie der Revell Bausatz anfing seine 200 Teile zu lockern. Wir dachten uns nur, gleich kommen bestimmt 100 kleine Asiaten reingestürmt und ziehen die Schrauben nach.

Der erste Weg am Flughafen sollte uns zur Immigration führen, wir sind schließlich mal wieder im Ausland und mussten unser schickes Visum (welches wir im voraus online bestellt hatten) vorzeigen. Die Bearbeitung sollte dann noch einmal 25 US Dollar kosten (oder auch 500.000 Schlumpis). "Schlumpi" ist die offizielle Währung von Vietnam und wird inoffiziell "Dong" genannt, aber aufgrund ihrer hohen Wertlosigkeit, wird sie im folgenden Beitrag weiterhin "Schlumpi" genannt. Das Visum muss natürlich in einen Pass rein, diesen sollten man immer bei sich haben...Pass...da war was! Wo war mein Pass! Ich habe mein Visum ausgefüllt und dann....sche*ße! Das Teil war noch im Flieger! Unglaublich, wie konnte das nur passieren?

Jetzt galt es schnell zu handeln, denn auf der Anzeigen sah man bereits, dass die Mühle von Jetstar wieder zurück nach Singapur wollte. Die kleinen Asiaten waren also schneller mit dem Schrauben nachziehen als gedacht. Mir blieben noch ca. 20 Minuten. Schnell rannten wir zum erst besten Schalter und fragten wer uns helfen konnte. Man zeigte uns mehr oder weniger freundlich den richtigen Schalter, welchen ich auch sofort aufsuchte. 

"Welche Maschine du geflogen?"
"Jetstar, aus Singapur!"
"Okay, du hinsetzen, wir helfen!"

Alles klar dachte ich mir, die Jungs haben noch Zeit, ich beruhige mich jetzt. Die 4 Herrschaften des vermeintlichen Service Schalters schlenderten mit der Ruhe eines Studenten 3 Monate vor der Klausurenphase davon und verschwanden hinter einer Tür. Nagut, vielleicht erleben sie das häufiger und sind deshalb ruhiger, was das angeht.
Pustekuchen: Die Zeit verging, niemand kam. 10 Minuten, die Passagiere waren bereits am Einsteigen und immer noch kein Helfer in Sicht. Jetzt galt es jeden zu fragen, selbst die Putzfrau! Auf einmal war er da, der Retter in der Not: Ein Vietcong...ähm sorry, ein Vietnamese mit Walkie-Talkie!!! Er hatte ein echtes Walkie-Talkie und mit diesem konnte er bestimmt jemanden erreichen!
Kaum zu glauben, aber wahr: er hat es geschafft und meinen Pass gerettet! Man schaute noch kurz in den Pass und wollte meine Identität überprüfen (es könnte ja sein, dass es noch so einen Depp gibt) und gab mir den Pass. Ein Hinkelstein fiel mir vom Herzen! Ich hatte schon Angst, ich müsste es Tom Hanks gleich tun, welcher in "Terminal" längere Zeit am Flughafen verbringen durfte. Auf die Frage, warum mir die offiziellen Herrschaften nicht helfen wollten, gab es nur die Antwort: "Die Arbeiten nicht für Jetstar!" 
Und wieso haben sie dann gesagt "wir helfen dir!" ?
Ich sag dazu nur eins:

"Willkommen in Vietnam!"

König in Schloss!
Nachdem mein Puls von 200 auf die üblichen 30 Schläge pro Minute abgeflacht war, konnten wir endlich immigrieren und danach Kohle abheben. Stattliche 6 Millionen Schlumpis wurden abgehoben, was etwa 300 US Dollar entspricht. Der Taxifahrer war der nächste Mensch, der uns über das Ohr hauen wollte, aber nicht mit uns: Wie man es auf jeder Internetseite nachlesen kann, war im voraus klar, dass die Taxifahrer immer versuchen die doofen Touris abzuziehen. Das ihr vermeintlich guter Trick der zu hohen Preispolitik im Internet publik ist, wissen sie wohl noch nicht, wie auch, dass man den Kurs von USD zu Schlumpi ganz einfach nachrechnen kann. Da meint der gute Mann, er wolle 20 USD für eine kurze Fahr ins Zentrum haben. Kurz gehandelt, da war die (fast) Schmerzgrenze bei 12 USD erreicht. Wir hatten aber nur Schlumpis, also fragten wir, was das in Schlumpis wäre: 400.000 Schlumpis (20 USD). Hah, da dachte er wohl, er könne seinen Trumpf ziehen, aber nicht mit uns! Webier zückte geschickt sein Nokia 1945 mit Dieselgenerator und Rechenschieber und erkannte die Gefahr! Fix berechnete er mit dem Gauß'schen Sinusdreieck die Mondrotation im Jahr des Nilpferds und schlug einen neuen Preis vor. Gebongt, der Fahrer war einverstanden.


Saigon Schoppen
Books, Drugs, 1-on-1?
Im Hostel angekommen wurde nur schnell das Zeug weggeworfen, denn wir wollten HCMC sehen! Wir liefen umher und stellten fest, wir sind im totalen Backpacker/Touri Viertel gelandet. Bedürfnisse aller Art wurden hier erfüllt: Gefälschte Lonely Planets, die gute alte Ray Ban in allen Farben, verbotene Substanzen zur Inhalation oder Oralen Einnahme, "leichte Damen" und Kneipen an allen Ecken. Wir setzten uns auf einen der vielen Hocker an der Straße und bestaunten das bunte Treiben. Mehrmals am Abend wurden uns die genannten "Annehmlichkeiten des Lebens" offeriert, welche wir dankend ablehnten. Bis auf einen Lonely Planet, den wollte ich haben. Der kleine Mann mit typisch vietnamesischem Reishut handelte eine halbe Ewigkeit mit mir und wollte die relativ gute Kopie des Lonely Planets nicht unter 6 USD rausrücken. Nagut, was soll der Geiz - gekauft! Übrigens: ein Bier kostet 10.000 Schlumpis (ca. 0,5 USD) und schmeckt im Vergleich zu der Plörre aus China fast wie ein Deutsches Bier! Kann ich nur empfehlen. Tipp an alle Nachmacher: 333 oder Saigon Bier, auch das Bier vom Feind "Hanoi" ist sehr gut! 

T-72 Stunden...

Mekong River
Für den nächsten Tag hatten wir bereits eine kleine Reise zum Mekong Delta (großer Fluss in Asien) gebucht. Die ganze Geschichte kostete schlappe 6 USD und beinhaltete: Busfahrt Hin und Zurück, Mittagessen, Krokodile beleidigen, mit Würgeschlange kuscheln, Bootsfahrten und diverse Süßigkeiten und Früchte.
Da die Fahrt bereits um 7:30 Uhr losging, wurde standesgemäß im Bus weiter geschlafen. Dort angekommen deckten wir uns erstmal mit Sonnenbrillen ein, diese hatten wir in der Eile des kurzen Morgens vergessen. Für 1 USD kauften wir uns die gute alte Ray Ban Wayfarer, wobei ich diesmal auf die Modellfarbe "Pink" setzte (dekadent!).
Behalten habe ich die Brille übrigens nicht :-P
Das Mekong Delta war ganz nett anzuschauen, die kleinen Inseln auf denen man uns ein wenig Kultur näher bringen wollte auch, aber das wohl Beste waren die Würgeschlange und Korkos! Ich hätte ja nie gedacht, dass sich Krokodile so wenig bewegen. Die Viecher haben einfach mit offenem Mund im Wasser gelegen und nichts gemacht. Auch den Webier wollten sie nicht essen, den ich mal kurz über das Geländer gehalten habe! Den restlichen Tag verbrachten wir damit HCMC bei Nacht zu erkunden und das Hard Rock Café zu finden. Eine Sache viel mir ja bereits in Deutschland auf, aber hier nahm das ganze ungeahnte Ausmaße an: Jeder Mensch heisst Nguyễn in Vietnam! Man brauch auch garnicht nach dem Namen fragen, in 98% der Fälle liegt man richtig. An dieser Stell Gruß an Mai Nguyen, welche unseren Postkasten managed ;-)


Wo kommt denn die her?
Hat sich der Webier nicht getraut!



Yamm, yamm - Krokos!

Bootstour auf dem Mekong
Like!











Christen in Vietnam


Alle bitte lächeln!
Notre Dame von HCMC (heisst echt so!)











T-48 Stunden...



Tempel
Buddhisten, Taoisten und Konfuzianisten
Heute stand eine Fahrt zu den "Cu Chi Tunnels" und dem Cu Chi Tempel ganz in der Nähe der kambodschanischen Grenze an. Hier haben die Guerilla von Cu Chi wacker gegen den kapitalistischen Feind aus US und A gekämpft. In einem über 200 km langem Tunnelsystem hat man sich mit allen Tricks gegen Captain America und Co. verteidigt. Man zeigte uns die Tunneleingänge und diverse Fallen, in welche man den bösen Ami lockte. Ein Tunneleingang war sehr sehr klein (siehe Bild) und nicht jeder war von seinen Körpermaßen prädestiniert, dort hinein zu passen. Eine etwas größere und breitere Dame aus dem holländischen Raum (mindestens 1,85m groß und 3 Rundkäse breit) zwängte sich auch in das kleine Loch und siehe da - stecken geblieben! Das konnte ja nur ein paar Sekunden dauern, dachte ich mir, aber nix da! Die ist nicht mehr raus gekommen. Ein Bild für die Götter! Da stehen ca. 10 Touris um den halben Körper der Holländerin herum und schauen zu, wie sich diese das Hüftgold verbiegt. Selbst die Hilfe des Lebensgefährten brachte keinen weiteren Erfolg. Diese Situation musste schamlos ausgenutzt werden, und ein "Let's go!" überspielte den super peinlichen Moment. Einer der Reiseführer erklärte der Dame, sie solle sich auf ein Holzbrett stellen (welches ihr gereicht wurde) und dann könnte sie sich besser rausdrücken. Dies funktionierte glücklicherweise auch und die Frau kam noch einmal mit einem Schrecken davon. Aus dieser Situation heraus entwickelte ich nach der "Singapur-Diät" (kein Geld mehr ausgeben, weil alles zu teuer ist) die "Vietnam-Diät" : sollte man zuviel Hüftgold haben, einfach einen unpassenden Tunneleingang suchen und solange stecken bleiben, bis man dünn genug ist, um den Tunnel wieder zu verlassen :-)

Highlight der Tour war die Schussanlage. Nachdem wir bereits in Peking davon hörten, wie gesetzlos das Areal um und in Kambodscha ist, waren endlich auch einmal da. Überall hörte man die harmonischen Töne von MG Salven und AK-47 Schüssen. Ein paar Schlumpis für den 4 Sterne General a.D. (außer Dienst) und ab ging es. Geschossen wurde auf Tierplakate (also nicht ganz so unsittlich wie in Kambodscha, wo Kühe, Hühner und sonstiges Getier hinhalten müssen). Während niemand zuschaute, schnappten wir uns noch ein paar Patronenhülsen, welche uns später viel Spaß am Flughafen brachten.


Und weg ist er!

Aua!



Hat den ersten Kunstpreis bekommen!


Schön!
Darf ich vorstellen: General Lee a.D.

Noch mehr Folterartikel!




OG Mohr is back!
OG Webier, gekonnt!



Der Feind!

Man sieht es zwar nicht so gut, aber ging nur in der Hocke!

Den Abend verbrachten wir mit Simon aus Neuseeland. Dieser etwas "nerdige" Wirtschaftsinformatiker (hach, wie es der Zufall doch will) aus Auckland erzählte allerhand von Australien, Neuseeland und kreierte den unglaublichen Spruch: "Ich öffne die Tür mit meinem Penis!". Der Hintergrund dazu: Der Hostel Schlüssel sah genauso aus wie, naja, das Gemächt des Mannes. Ob das eventuell damit zusammen hängt, dass der Hostel Besitzer homosexuell ist. Hmm, wir werden es nie erfahren!

T-24 Stunden...

Lange wurde ausgeschlafen und nach dem Check-Out der Nachmittag in HCMC zugebracht. Ein Haarschnitt für 3 USD, ca. 10 Ray Bans und leckeres Essen war der Inhalt dieses Tages. Wir entschlossen uns, nachdem irgendwie nichts mehr zu holen war in HCMC, ein Taxi zum Flughafen zu nehmen. Hier wurden wir endlich einmal abgezogen, denn wir fuhren mit Festpreis und der Fahrer machte extra das Taxameter an, welches am Ende einen niedrigeren Preis anzeigte. Mitten ins Gesicht!
Die Zeit am Flughafen wurde mit dem obligatorischen Burger King Besuch und ein paar Runden "Cau Da" (eine Art Hacky Sack mit Feder dran) totgeschlagen. Nach dem Sicherheitscheck mit Verlust der Patronenhülsen hatten wir noch stolze 20.000 Dong über, welche wir in eine komische Holzlibelle investierten. Die Libelle hat es bis zur Wartehalle geschafft, wo ich sie vergessen habe. Tut mir leid Libelle!

Ende!

So, das war mal wieder ein halber Roman, aber ich denke das Lesen hat sich gelohnt. Ich verweise gerne auf den Blog von Jerry Cloudjoke, welcher sich schon darüber echauffiert hat, dass ich ihm Besucher abzwacken würde. Sein letzter Beitrag enthält übrigens ein sehr geiles Video aus China, wo wir zu dritt Rikscha gefahren sind. Also anschauen, damit Jerry mehr Traffic bekommt!

Ich wünsche allen eine gute Nacht, 

bye-lah!

Funde des Tages


Webier und Ray Ban

Bis zum Bus sind sie uns gefolgt!

FAZ - hab ich sogar unter Wert gekauft! 

Na was hat der der Webier da versteckt?

Ohne Worte!


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